[plan · e]
Unser blauer Planet ist eine grüne Welt im unendlichen Universum. Das Leben auf der Erde ist ein Glücksfall, an dem wir teilhaben. Vor über 300.000 Jahren sind die ersten Menschen auf der Erde aufgetaucht, im letzten Jahrhundert wurden wir zur naturgestaltenden globalen Macht. Gegenwärtig leben wir über unsere Verhältnisse, wir ruinieren unsere Lebensgrundlagen und diejenigen anderer Arten. Wir Menschen als eigentlich kleiner Teil des Netzwerks der Natur überlasten die Erde, die uns trägt und ernährt. Als Handelnde prägen wir die Erdgeschichte, ohne selber das Leben auf der Erde in seiner Gesamtheit zu verstehen. Umso dringender scheint uns ein plan e, um den Planeten Erde zu erkunden, um über und mit der lebendigen Erde in einen Dia- oder besser Polylog zu kommen und einander andere aufbauende Geschichten zu erzählen.
Mit der partizipativen Kunst- und Mitweltaktion plan e: planet erde haben wir uns 2021 – in Trägerschaft des und.Institut e.V. – auf eine Reise durch diverse Orte und Kulturen in Wuppertal begeben. Bei dieser Reise interessierte uns unser kulturell unterschiedliches Verhältnis zur Erde, zur Natur. Wir brauchen die Natur als Partner und Helfer, denn allein können wir nicht die Welt retten. Wir müssen in der Stadt konkret Boden schützen, Bäume pflanzen, Biodiversität fördern und vor allem dem Genie der Natur – wo immer es geht – mehr Raum lassen. Wildheit und Diversität brauchen Freiräume in der Natur, wie in Kunst, Kultur und Gesellschaft, sie sind unabdingbare Grundlage für das Gelingen von Zukunft.
Unsere Herausforderung war und ist es, die andauernde Kommunikation des gesamten ökologischen Haushalts der Erde (Gaia) bei all unserem Tun immer mit einzubeziehen: das heißt, Menschen, aber auch Dinge, Tiere sowie Pflanzen als gemeinsam Handelnde und von ihrem Handeln Betroffene zu verstehen. Dafür war und ist mehr Wertschätzung der Menschen, der lebendigen Natur und der begrenzten Erde nötig.
Unser Thema ist die Ehrfurcht vor dem mannigfaltigen Leben auf unserer Erde.
Unsere offenen Kunstaktionen waren mit den Workshops vor Ort als interner Austausch, Erkundung und Vergewisserung eher nach innen gerichtet und mit den Ausstellungen der Kunstwerke im Café ADA, der Färberei und im Wuppertal Institut an unsere Mitmenschen in der Stadt gewandt:
Beim digitalen Einstimmungsworkshop am 25. April haben wir unseren Expeditionsplan für Wuppertal vorgestellt. Die rein digitale Vorstellung verlangte nach realer Begegnung, nach persönlichen Gesprächen. Mit der Alevitischen Gemeinde und ihrem Friedensgarten (6.6.21) lernten wir eine wahrhaft humanistische und universalistische Religion ohne Absolutheitsanspruch kennen. Am »Tag des Guten Lebens« (20.6.21) am Platz der Republik brachen wir wERDschätzend ins Quartier auf und erwiesen mit der Humus-Installation des Künstlers Freifrank dem Boden, der uns trägt, seine ihm gebührende Aufmerksamkeit. Im neuen Schulgarten des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums begegneten wir engagierten Schüler*innen (22.6.21) beim Gestalten von Namensschildern für die Gartenpflanzen. Im Café ADA (ab1.7.21) zeigten wir in einer zweimonatigen Ausstellung Fotos der wERDschätzungen der Teilnehmer*innen. Mitte August brachen wir in den Ehrenberger Wald auf, dem wir mit allen Sinnen und wirklich bewegt begneten (21.8.21). Das offene Atelier zu den »Rechten der Pflanzen« mit Forschungsstation für Samen (5.9.21) im Hof hinter dem Café ADA wurde ein wahrhaft sonniges Familienfest, das am Abend in der 1. Etage des INSEL e.V. mit Filmvorführung, Vortrag und Konzert abgerundet wurde. Anläßlich der Vernissage »das wERDEn aus dem nICHts ist leben« von Gisela Kettner und Andrea Franke in der Färberei (24.9.21) mit ihren Erd- und Pflanzenbildern erklang die die steinerne Erde unter den Händen von André Füsser zu mikroskopischen Bildern der lebendigen Gartenerde. Im Foyer des Wuppertal Instituts wurde Anfang Dezember eine plan e: planet erde-Ausstellung als Rückblick und Abschluss aufgebaut. Sobald die COVID19-bedingten Auflagen es erlauben, wird die Ausstellung möglichst im ersten Quartal über eine Midissage offiziell eröffnet werden.
Unser Resümee: Wie hält man diese widerstreitenden Erzählungen vom Anthopozän, von der Klimakatastrophe, dem Artensterben und der globalen Ungerechtigkeit aus? Welche Erzählung kann uns helfen, persönlich und als Gesellschaft? Unser plan · e für den Planeten Erde ist das ERZÄHLEN: die Unterschiedlich- und Vielschichtigkeit der Erzählungen, das Netzwerk der Welterzählung mit ihren Traditionslinien und Insellagen. Marketingfachleute reden von »Narration« und »Framing«, doch geht es hier nicht nur um nette Rhetorik, sondern um unsere Köpfe, unser Erleben – um die Transformation der Gesellschaft durch Sprache und künstlerische Aktionen.
Oder wie es der Schauspieler Mark Rylan in The Guardian formulierte: Lasst uns einfach mehr Liebesgeschichten erzählen!
»I feel like we’ve got to fall in love with nature again; we do incredible things for each other when we fall in love. We’ve been encouraged not to love animals, not to love plants, in order to enable us and others to be heartless about them and treat them as products and commodities to be used, and that’s not working.«
Zusammen geht mehr!
Die partizipative Kunst- und Mitweltaktion plan e: planet erde knüpft an bestehende Kontakte, Netzwerke und Akteur*innen in Wuppertal an, wie beispielweise Wuppertals Urbane Gärten, talbuddeln, den Friedensgarten in der Alevitischen Gemeinde, den in Wuppertal erstmals 2021 durchgeführten »Tag des Guten Lebens«, die alle für ein Leben in einer zukunftsfähigen Stadt aktiv werden, die Bedeutung der Natur, der Erde erkennend. Unsere Intervention verband sich dank des und.Instituts auch über die Stadtgrenzen hinaus mit der künstlerischen wERDschätzung des in Süddeutschland ansässigen Künstlers Freifrank (Frank Fischer). Über die Förderung des Fonds Soziokultur, der Lebendigen Landwirtschaft, des Kulturbüros der Stadt Wuppertal und Renaissance Immobilien konnte eine Sensibilisierung der Menschen für die Erde und eine künstlerische Reflexion über sie ausgebaut und weiter in die Stadt getragen werden.
Das Kernteam plan e: planet erde setzt sich zusammen aus dem in Wuppertals Urbanen Gärten aktiven Michael Felstau, der iranischen Künstlerin Mansa Sabaghian und der Dramaturgin Dr. Uta Atzpodien.
Mehr erfahren:
Auf http://plan-e.earth/ und in den SocialMedia-Känalen finden sich weitere Informationen, Momentaufnahmen, Filme, auch zu den Kunstwerken, die auf der Erkundungsreise entstanden sind.